Die sagenhafte Emmi Böck

Der Bayerische Rundfunk (Bayern2Radio) sendete am 4. Dezember 2005 ein Hörfunkportrait von Emmi Böck (aus dem wir weiter unten einige O-Töne präsentieren). Die Autorin der Sendung, Monika Dimpfl, über die Sammlerin und Forscherin aus Ingolstadt



Wer beim Thema 'Sagen' womöglich bloß an Götter und Helden oder das klassische Altertum denkt, der hat gewiss noch nie ein Sagenbuch von Emmi Böck in der Hand gehabt. In ihren volkskundlichen, bei Fachwelt und Lesepublikum gleichermaßen geschätzten Sagensammlungen aus Ingolstadt, Eichstätt, Regensburg und Nürnberg, aus dem Altmühltal, der Hallertau und der Oberpfalz, aus Niederbayern und Mittelfranken sind überlieferte Erzählungen vor allem der kleinen Leute - oft in deren Sprache - aufbewahrt.

Als Emmi Böck 1961 mit dem Sagen-Sammeln begann, war sie 29, hatte Deutsch, Geschichte und Englisch studiert, lange Krankenhaus-Aufenthalte hinter sich und gelernt, mit den Folgen ihrer schweren Erkrankung zu leben.

"Ich bin ein Kämpfer", sagte sie später nicht nur im Rückblick auf diese Zeit. Erst 1973, nach "einer langen Durststrecke" erschien ihr erstes Buch über Sagen aus Ingolstadt und Umgebung; ihr zweites über "Sagen aus der Hallertau" galt bereits als ein "Musterbeispiel für die Feldforschung" (Benno Hubensteiner).

Doch gibt es noch eine andere Seite der Emmi Böck, ihre politisch-aktive. Ob Aufrüstung, Pressekonzentration, WAA Wackersdorf - sie hat immer konkret widersprochen, war bis zu ihrem Tod am 18. Dezember 2002 eine der wenigen wirklich unabhängigen Stimmen in ihrer Heimatstadt Ingolstadt, eine Stimme für Kultur und Menschlichkeit.

Modern ausgedrückt, war Emmi Böck eine Drehpunkt-Person, eine eigensinnige und eigenständige Kommunikatorin, die - so ein Ingolstädter Freund - "einen eigenen Kosmos aus Beziehungen und Kontakten, aus Geschichten und Geschichte, aus Menschen und deren Schicksalen geschaffen hat".
Das Manuskript zur Sendung (pdf, 71 kB)

 

Monika Dimpfl
Wir danken der Autorin und dem Bayerischen Rundfunk (Bayern2Radio, Redaktion Land und Leute) für das Überlassen der O-Töne von Emmi Böck und für das zur Verfügung gestellte Manuskript der Sendung (Copyright jeweils beim BR).
Das Manuskript zur Sendung (pdf, 71 kB)
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